Pokusa e.V.

» Über Ewa Stefanski «

von Claudia Bauer

Die Menschen, die Ewa Stefanski malt, sind Menschen, die ihren Lebensweg auf unterschiedliche Weise berührt haben - Menschen aus allen Gesellschafts- und Berufsschichten. Sie bildet nicht nur Menschen ab, die sie aus einem intensiven Zusammenleben kennt, sondern auch Menschen, mit denen sie flüchtig zusammengetroffen ist. Augenblicke und Momente, vielleicht auch nur einzelne Blickkontakte spielen eine wichtige Rolle und haben prägende Bilder in ihrem Bewusstsein zurückgelassen. Oft reduziert Ewa Stefanski die menschliche Darstellung auf das Gesicht als komplexen Ausdruck der gesamten Gestalt.

Vielfältige ausdrucksstarke Gesichter finden sich immer wieder bevorzugt in quadratische Rahmen eingefangen, wodurch sie Dauer und Stabilität erhalten. Mit der Begrenzung in ein Quadrat holt die Künstlerin die menschliche Begegnung aus dem Geistigen (Erinnerung) zuruck in eine materielle Ebene. Dadurch, dass sie Menschen malt, die den Bildrahmen durch die Bewegung ihres Kopfes oder Körpers durchdringen und danach streben, die Begrenzung des statischen, bildnerischen Rahmens wiederum aufzulösen, entsteht Spannung. Die Spannung, die durch Darstellung von Bewegung und Körperhaltung entsteht und die fast greifbare Lebendigkeit der Protagonisten, die dadurch zustande kommt, dass die Künstlerin darum bemüht ist, auch das Innerste und Unsichtbare des Menschen (seine Seele?!) im Bild einzufangen, sind zwei wichtige Elemente dieser Malerei. Die Malerin trotzt der Vergänglichkeit und gibt den Protagonisten ihrer Bilder so viei Ausstrahlung, dass sie Kraft haben, über die Dimensionen von Anfang und Ende, Geburt und Tod hinaus fortzubestehen. Das Leben darf hier nicht als endlicher Prozess verstanden werden.

Ewa Stefanski unterstützt diese Lebensphilosophie durch ein weiteres Mittel. Sie stellt ihren Protagonisten Gesichter (Menschen) zur Seite bzw. an den Bildrand, die auf ein Leben vor und nach der abgebildeten Situation hinweisen, und damit durchbricht sie Raum und Zeit.

Kein Wesen kann zu Nichts zerfallen!
Das Ew'ge regt sich fort in allen,
Am Sein erhalte dich beglückt!
Das Sein ist ewig; denn Gesetze
Bewahren die lebend'gen Schätze,
Aus welchen sich das All geschmückt. (Goethe)

Ewa Stefanskis lebendiger Pinselstrich in zeichnerischer Manier ist auffällig, dennoch ist die Farbe und ihre Ausdehnung nicht wegzudenken. Sie geht mit der Farbe sehr feinfühlig um und baut durch vollendete Farbmodulationen eine dichte Atmosphäre im Bildraum auf. Vorherrschend ist die Palette der aktiven warmen Rottöne, die sich gerne im Bildhintergrund ausdehnen, und die Darstellung von Liebe, Freude, Festlichkeit, Leidenschaft und Kraft unterstreichen. Aber jeder Farbe begegnet sie mit besonderem Verständnis und gibt ihnen Rollen im Bildgeschehen, die ihrem Wesen entsprechen. Dadurch, dass die Farbmischungen, also die einzelnen Farbtöne und Farbabstufungen auf der Leinwand entstehen, ist den Bildern eine starke Dynamik eigen. Mit dem Pinsel tastet die Künstlerin die Leinwand nach der gesuchten Form und Fläche ab und lässt dabei bereits Entstandenes durch Übermalung neu entstehen, bis sie mit dem Pinsel die den Betrachter so bewegenden Farb- und Formklänge hervorgebracht hat.

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